Ich stand in der Lobby des Hotels, als ich bemerkte, dass der Mann im beigen Cordanzug, der drei bis vier Meter neben mir stand, der Physiknobelpreisträger sein musste. Ich wollte nicht störend wirken und gerade weggehen, als Sri Chinmoy plötzlich um die Ecke bog. Das Einzige, was ich noch tun konnte ohne zu stören, war, mich nur noch ein ganz kurzes Stück in die nächstgelegene Ecke der Lobby zu bewegen.
Da stand ich mit dem Rücken zur Wand. Sri Chinmoy blickte mir in die Augen und dann war es geschehen. Ich fühlte mich wunderbar und minutenlang durchflutete mich innerer Frieden in einer enormen Intensität, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Seit diesem Moment wusste ich ganz sicher, dass Sri Chinmoy, mein spiritueller Meister ist – der, für den ich bestimmt war. Zudem wurde mir durch den inneren Frieden, den ich zuvor im Auto gespürt hatte, klar, dass ein echter Meister auch ohne, dass er vor dir steht, inneren Frieden in dich strömen lassen kann, wenn er sich auf dich konzentriert.
Ein solcher Meister hat das letzte Ziel der Meditation erreicht. Meditation führt dich zur Erleuchtung oder Gottverwirklichung, ein Bewusstseinszustand, in dem du in deinem inneren Wesen bleibenden inneren Frieden empfindest. Du wirst eins mit dem unendlichen Frieden und der unendlichen Glückseligkeit und Liebe des Schöpfers und du kannst niemals mehr davon getrennt werden. Du nimmst dann ständig wahr, dass du im Kern deine unsterbliche Seele bist, ein Teil des Ozeans des ewig existierenden unendlichen Lichts des Schöpfers, und dein Körper nur ein Kleidungsstück ist, das du wieder ablegst.
Ein spiritueller Meister wird in Indien auch Guru genannt und unterstützt dich mit viel Liebe wie ein bester Freund, ein älterer Bruder oder ein Privatlehrer. In Sri Chinmoys Büchern ist darüber zu lesen: „Guru ist ein Sanskritwort, das Lehrer bedeutet. Derjenige, der erleuchtet, wird ein Guru genannt. Nun möchte ich gemäß meiner eigenen inneren Erkenntnis sagen, dass es nur einen wirklichen Guru gibt und geben kann, und das ist der Supreme [der Höchste – Sri Chinmoy benützt das Wort Supreme häufig anstelle von Gott].
Wir brauchen einen Guru genau deshalb weil wir schneller vorankommen wollen. Ein Guru ist ein Privatlehrer. Er ist nich wie ein Schullehrer, der einen Schüler eine Prüfung bestehen und oder ihn durchfallen lässt. Der Guru lehrt den Schüler im Einzelunterricht und innerlich vor der Unwissenheit zu stehen, sich ihr zu stellen und sie zu besiegen.“ [2]
[1] Sri Chinmoy, Reincarnation and Evolution, Agni Press, 1977
[2] Sri Chinmoy, The Spiritual Journey: Oneness in Diversity, Agni Press, 1977
Autor: Antaranga Gressenich. Ich liebe es, Wissen mit anderen zu teilen, das mir Erfüllung und großen Nutzen geschenkt hat. Anderen zu dienen, macht glücklich. Deshalb schreibe ich gerne und meine Ausbildung als Heilpraktiker hat mir wohl aus diesem Grund auch große Freude bereitet. Seit 1988 meditiere ich täglich, weil ich mich nach jeder Meditation viel besser fühle, und ich gebe mit großer Begeisterung Meditationskurse.